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Entscheidungen, die weh tun

Liebes Wunderwesen


Heute wüsste ich es besser. Ob es weniger weh täte, kann ich nur erahnen. Doch damals - in den 80er Jahren, habe ich meinem Ex-Mann selig gedroht: „Wenn du dies oder das nochmals tust, reicht es mir.“ Schon ab dem ersten Tag unserer Ehe fühlte ich mich wie eine Gefangene. Mit seinem Handeln, seinen Taten zeigte er mir klar: „Jetzt habe ich dich“. Und ich? Ich gab alles, versucht zu verstehen und redete mir ein - das wird schon. Nur was, war mir nicht wirklich klar. Mir schwebte eine gleichwertiges und harmonisches Eheleben vor, in dem jeder seinen Beitrag leistet.


Doch für ihn war klar - ich habe ja beide, eine Tochter und die Mutter dazu. Also ging er drei, vier, fünfmal die Woche aus, ohne Rücksicht auf unsere Familie. Ehrlich? Im Grunde hätte ich die Ehe nie zulassen oder gleich annullieren sollen.


Wir beide waren berufstätig. Einerseits weil es Spass machte und andererseits seinen enormen Schuldenberg abzutragen, die er aus erster Ehe mitbrachte. Sparsamkeit war nicht seine Tugend. Er machte nichts, ausser «sein ganzes Geld» mit beiden Händen auszugeben.


Samstags war er ausser Stande, sich ein paar Stunden um unsere Kleine zu kümmern, damit ich den Haushalt erledigen könnte. Entweder kam er nach gut einer halben Stunde wieder rein, setzte sich vor die Glotze oder aber - er fuhr zu seiner Mutter, gab sie in ihre Obhut - und er - ab durch die Stadt auf Sumpftour mit seinem Bruder.


Ich glaubte lange, wenn ich nur genug TUN würde, würde alles besser werden.

Dieses Festhalten an einer Illusion, an der Hoffnung, die andere Person würde sich ändern, das Wesen wieder zeigen, das ihn/sie so anziehend machte, ist das, was loslassen so schwer macht. Doch ich habe gelernt: Loslassen bedeutet auch, die eigene Kraft anzuerkennen und die Entscheidung zu treffen, sich nicht mehr in alten, schmerzhaften Mustern gefangenzuhalten.


Veränderung ist nicht das Problem

Das Problem ist das Festhalten an Dingen, Menschen, die uns vertraut sind, die wir kennen. Hier sind verschiedene Rituale und Clearings, die beim Loslassen helfen – besonders im Zusammenhang mit Verlust, Trauer und der Frage, ob man «genug getan» hat:



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Abschiedsritual mit Brief

Schreibe einen Brief an die verstorbene Person oder an die Freunde, die früh gegangen sind. Drücke alles aus, was noch gesagt werden will – Liebe, Dankbarkeit, auch Enttäuschung oder offene Fragen. Verbrenne, vergrabe oder bewahre den Brief als symbolischen Abschluss.

Das ist eines der Rituale, die ich oft nutze, auch wenn ich den Brief schlussendlich nicht mal abschicke.


Access-Clearing-Statement

Wenn Zweifel und Trauer wieder auftauchen, sage: „Alles, was diese Erinnerungen, Schmerzen und Schuldgefühle in mir aktiviert, zerstöre und unkreiere ich jetzt. Right and wrong, good and bad, POD and POC, all 100, shorts, boys, POVADs, bases, creations and beyonds™.



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Ritual des Erinnerns und Würdigens

Gestalte einen kleinen Erinnerungsplatz mit Fotos, Kerze oder persönlichen Gegenständen der Person oder erstelle eine Collage.

Nimm dir bewusst einige Minuten zum Innehalten, Erinnern und Danken – und sage innerlich:


„Ich lasse dich gehen, du bleibst in guter Erinnerung.“



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Meditation des Loslassens

Setze dich ruhig hin, fokussiere dich auf deinen Atem und stelle dir vor, wie du deine Gedanken, Fragen und Schuldgefühle als Wolken ziehen lässt. Beobachte, wie sie weiterziehen, bis Klarheit und Ruhe einkehren. Sprich für dich:

„Ich habe mein Bestes gegeben. Ich erlaube mir, Frieden zu finden.“



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Symbolische Handlung – z.B. Steine ins Wasser legen

Nimm für jeden Schmerz, Zweifel oder für jedes „Was hätte ich tun können?“ einen kleinen Stein und lege ihn ins Wasser (Bach, Fluss, See, Badewanne). Beobachte, wie die Steine sinken – und mit ihnen deine Belastung sanft weiterzieht.


Dankbarkeitsritual

Notiere, wofür du in der Beziehung oder in der Verbindung mit der verstorbenen Person (ex Partner*in) dankbar bist.


Erkenne an: Niemand kann alle Aufgaben perfekt lösen – die Liebe und Verbundenheit bleibt bestehen, auch wenn noch Fragen offen sind.


Loslassen ist kein einmaliger Akt, sondern ein liebevoller Prozess. Jeder dieser Schritte kann helfen, Frieden zu finden, auch wenn der Abschied schwer und die Frage nach dem «Genug» nie endgültig beantwortet erscheinen mag.


Bewegung, Mitgefühl und eigene Fürsorge sind wichtige Wege zu mehr Leichtigkeit.

Mit Trauer und Humor leben

Du zeigst, dass Trauer nicht nur aus Tränen besteht, sondern auch aus Erinnerungen, ehrlicher Sprache und manchmal schwarzem Humor. Meine Frage am Friedhof – „Soll ich dich ausbuddeln und in die OleOle Bar stellen?“ – ist meine einzigartige, authentische Mischung aus Nähe, Lebenskraft und gelebtem Abschied.


Sie hilft, eine Verbindung zu halten, die weder kitschig noch abgeklärt ist, sondern echt.


Ob es meinem Ex-Mann selig, hier gefällt? Friedhof Chloos
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Offene Gefühle annehmen

Meine Tochter hat auf ihre Weise gelitten; ein Massengrab wirkt anonym und kann das Abschiednehmen erschweren. Es ist okay, darüber ehrlich traurig zu sein – und auch, wenn du ihm im Geiste mal eine direkte Frage oder einen «Spruch» mitgibst. Der Umgang mit Tod ist nicht standardisierbar; es gibt kein richtig oder falsch in den eigenen Ritualen.


Erinnerung & Wertschätzung

Ich halte die Beziehung am Leben, indem ich ihn besuche und uns noch einmal spiegle, ehrlich und ganz individuell. Die Anerkennung, dass sein Freundeskreis, (aus dem «Chreis Cheib», Mitsäufer, Weggefährten) eine andere Trauergemeinschaft sind, zeigt: Auch im Tod bleibt der Mensch Teil eines sozialen Netzwerks, das Erinnerungen teilt – mal traurig, mal respektlos, mal herzlich.


Loslassen mit Herz und Humor

Trauer darf auch widersprüchlich sein. Sie ist ein Ausdruck deiner Liebe, Enttäuschung und manchmal auch Befreiung. Humor kann dabei helfen, die Schwere ein wenig zu nehmen, ohne die Bedeutung zu verlieren. Es schafft Raum für Trauer, Erinnerungen, aber auch für ein Weitergehen.


Rituale, offene Gespräche und dein sehr persönlicher Umgang sind Wege, den Tod eines Menschen zu integrieren – und die eigene Geschichte würdevoll, mit einem Augenzwinkern weiterzuerzählen. Jeder Abschied ist einzigartig; wichtig ist, dass du dich dabei ehrlich und verbunden fühlst.


Magst du deine Abschiedsrituale mit uns teilen? Brauchst du ein offenes Ohr?


Herzlichst

Ruth





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